Vereinsgründung ist ja jetzt nicht so schwer, oder? Stimmt wohl. Aber ein Cannabis Anbauverein? Ist dann schon eine deutlich andere Nummer, sowohl rechtlich, als auch bürokratisch als auch gesellschaftlich. Da man mit einem Anbauverein auch keine Gewinne erwirtschaften darf, dafür aber sehr viel Zeit in Aufbau und Betrieb investieren muss stellt sich natürlicherweise die Frage nach der Motivation für ein solches Projekt. Jedes Gründungsmitglied wird diese Frage sicherlich stets ein wenig anders beantworten. Bei keinem von uns wird aber die Deckung des Eigenbedarfs mit Cannabis als erstes genannt werden - dafür kiffen wir einfach viel zu selten. Und wäre dies der tragende Grund, würde es wohl einfacher sein einfach einem anderen Verein beizutreten. Was uns aber sicherlich alle einigt ist das Unverständnis über die willkürliche Ungleichbehandlung von Tabak, Alkohol und Cannabis. An jeder Ecke in jedem Kiosk an jeder Tankstelle erhält man Zigaretten und Alkohol. Bis 2007 waren die Glimmstengel ab 16 Jahren verfügbar - Kids dürfen jederzeit ab 16 Jahren Bier, Wein und Sekten kippen. Schon gewusst? Wenn die Eltern dabei sind, ist Alkohol weniger gefährlich: Man darf dann schon ab 14 Jahren trinken. Im Cannabis Gesetz hat man nun versucht den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu folgen: Hier ist der Genuss von Cannabis ab 18 Jahren nur mit begrenztem THC Gehalt erlaubt, bevor es mit 21 Jahren dann ohne THC Auflagen verfügbar ist. Macht halt Sinn. Sollten wir bei Tabak und Alkohol auch nochmal drüber sprechen. Und was genau hat der Staat damit zu schaffen, ob ich mir abends auf dem Sofa ein Bier trinke oder einen Joint rauche? Was erlauben Staat? Wahrscheinlich ist es das was uns als Gründungsmitglieder am ehesten und deutlichsten eint: Unser Sinn für unser Freiheitsverständnis. Leben und leben lassen.
Wir, also die Gründungsmitglieder, sind 3 Frauen und 4 Männer zwischen 35 und 70 Jahren. 6 davon würden sich als Familie bezeichnen, auch wenn der Staat das nicht bei allen so sehen würde. Das siebte Gründungsmitglied kam halt so in unserem Leben irgendwann dazu. Wer nicht grade im Erziehungsurlaub (1x) oder in Rente (1x) ist, geht Vollzeit arbeiten.
Zwei der Gründungsmitglieder müssen sich alleine schon aus rechtlichen Gründen der breiten Öffentlichkeit komplett offenbaren (die vertretungsberechtigten Vorstände). Beide stellen sich unten noch ein wenig mehr vor.
Anne, Jennifer, Nathalie, Jörg und Pascal genießen an dieser Stelle noch ihre Halbanonymität. Wir wollen mal abwarten wie sich die Akzeptanz von Cannabis in der Gesellschaft nach und nach hoffentlich positiv ändert - derzeit darf man durchaus auch noch mit gesellschaftlichen Nachteilen (z.B. bei der Jobsuche) rechnen, wenn man als Mitglied eines Cannabis Clubs identifiziert wird. Spätestens im Verein, auf der Mitgliederversammlung oder im sonstigen Dunstkreis des Cannabis Clubs steht eine persönlichen Begegnung nix im Weg.
Und dann ist das "wir" eben alle anderen Vereinsmitglieder. Und wenn es bis hierhin noch nicht bunt und vielfältig war wird es das dann spätestens ab jetzt. Bei 500 Mitgliedern, Meinungen, Erfahrungen und Vorstellungen bedarf es gewisser Rahmenbedingungen, Respekt und Gelassenheit An der Stelle sind wir froh, das wir in einem Cannabis Club sind.